Im Jahr 1998 führte Stammapostel Richard Fehr das visionäre Modell „Dienen und Führen“ ein und veränderte grundlegend das Verständnis und die Praxis der Führung in der Neuapostolischen Kirche. Das Herzstück dieses Modells war die dienende Leiterschaft – Führung durch Demut, Selbstaufopferung und Empathie. Doch mit der Zeit wuchsen die Bedenken, dass die grundlegenden Werte von Fehrs transformativem Führungsansatz zunehmend aus dem Bewusstsein und der Praxis der heutigen Kirchenleitung verschwinden. Dieser Artikel beleuchtet die grundlegenden Prinzipien des „Dienen und Führen“-Modells und betont dessen anhaltende Relevanz für die heutige Kirchenleitung
Das „Dienen und Führen“-Modell verstehen
Das von Stammapostel Richard Fehr formulierte Modell des Dienens und Führens zielte nie darauf ab, die hierarchischen Strukturen der Kirche zu schwächen; vielmehr ging es darum, geistliche Führung durch Demut und Dienstbereitschaft zu stärken. Wie in den offiziellen Richtlinien der Neuapostolischen Kirche von 2001 beschrieben, darf Führung innerhalb der Kirche niemals Selbstzweck sein. Vielmehr sollte sie stets darauf abzielen, eine Gemeinschaft aufzubauen, in der Vertrauen, Einheit und gegenseitiger Respekt gedeihen können.
Diese Führungsphilosophie gründete tief in der Lehre Jesu Christi und betonte insbesondere Johannes 13,16:
„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Knecht ist nicht größer als sein Herr, und der Gesandte nicht größer als der, der ihn gesandt hat.“
Fehrs Überzeugung, dass geistliche Autorität aus dem Dienen erwachsen muss, bildete den Rahmen für einen ganzheitlichen und empathischen Ansatz im Dienst.
Prinzipien in der Praxis: Lektionen von Richard Fehr
Die Amtszeit von Stammapostel Fehr war geprägt durch praktische Demonstrationen der dienenden Führung. Unter seiner Leitung erlebte die Neuapostolische Kirche eine bedeutende globale Expansion und institutionelle Modernisierung, bei der die Mitgliederzahl von etwa 5 Millionen auf über 10 Millionen weltweit stieg. Zentral für diesen Erfolg war seine klare Maxime:
„Wenn wir bewahren wollen, was wir haben, müssen wir viele Dinge ändern.“
Dies war eine mutige Aussage, dass wahre Führung bedeutet, Veränderungen zum Gemeinwohl anzunehmen, auch wenn diese unbequem oder unpopulär sind.
Konkret betonte Fehr wichtige Eigenschaften für Kirchenführer: tiefen Glauben, Offenheit, Ehrlichkeit, Diskretion, Belastbarkeit, Begeisterung und Opferbereitschaft. Er forderte die Führungskräfte auf, mit gutem Beispiel voranzugehen und ihre Führungsstile regelmäßig zu überprüfen, um sicherzustellen, dass sie im Einklang mit der Lehre Christi standen.
Relevanz im heutigen Kontext: Wahrnehmungen und Herausforderungen
Unter den Mitgliedern und Beobachtern der Kirche entsteht zunehmend der Eindruck, dass die heutige Leitung von diesen grundlegenden Prinzipien abgewichen sei. Kritiker argumentieren, der aktuelle Führungsstil erscheine weniger empathisch, weniger kooperativ und autoritärer – und entferne sich damit von der dienenden Führung, für die sich Fehr mit Leidenschaft einsetzte.
Diese Wahrnehmung stellt einen dringenden Handlungsbedarf dar. Es verdeutlicht die Notwendigkeit für die heutigen Führungskräfte, ihr Engagement für das „Dienen und Führen“-Modell aktiv neu zu bekräftigen – nicht nur in der Theorie, sondern in der täglichen Praxis.
Die dienende Führung heute umsetzen
Um der Gefahr vorzubeugen, Fehrs Modell der dienenden Führung zu vernachlässigen, sollten die heutigen Kirchenführer:
1. Richtlinien neu betrachten und bekräftigen: Die „Dienen und Führen“-Grundsätze explizit wieder in Ausbildungs- und Fortbildungsprogrammen für Führungskräfte verankern.
2. Offenen Dialog fördern: Offene Kommunikationskanäle schaffen, die ehrliches und respektvolles Feedback zwischen Kirchenleitern und Mitgliedern ermöglichen, und Demut in der Führung sichtbar demonstrieren.
3. Dienerschaft sichtbar machen: Führungskräfte müssen dienende Leiterschaft sichtbar leben, indem sie Empathie, Mitgefühl und Dienstbereitschaft über Status und Hierarchie stellen.
4. Verantwortlichkeit institutionalisieren: Klare Mechanismen der Verantwortlichkeit schaffen, um sicherzustellen, dass Kirchenführer den von Richard Fehr aufgestellten Prinzipien der dienenden Führung folgen.
Ein Aufruf zum Handeln
Das Vermächtnis von Stammapostel Richard Fehr bietet der Kirche bis heute tiefgründige Orientierung. Die bewusste Wiederbelebung und Anwendung des „Dienen und Führen“-Modells dient nicht bloß der Pflege alter Traditionen – sie erneuert einen kraftvollen und transformativen Ansatz, der Vertrauen aufbaut, Einheit fördert und geistliches Wachstum unterstützt.
Möge dies eine eindringliche Erinnerung sein, dass dienende Leiterschaft nicht nur ein Ideal, sondern ein zeitloser Leitfaden für eine effektive, christuszentrierte Führung in der heutigen Kirche bleibt.
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